Campingurlaub ohne Müll und ohne Plastik
29.04.23
„Aber den Müll müssen Sie wieder mitnehmen!“ tönte es als letzten Satz von der Campingleitung. „Wir bringen keinen Abfall mit.“ waren meine letzten Worte daraufhin. Obwohl das nicht ganz stimmte. Aber fast.
In diesem Jahr war die Auswahl an Urlaub ja nicht besonders groß. Keiner wusste was möglich ist. Weshalb wir uns entschieden, einfach Zuhause zu bleiben. Und wenn man – so wie wir – an der schönen Havel wohnt, ist das auch wirklich eine tolle Alternative. Ausschließlich in der Wohnung bleiben, wollten wir dann aber doch nicht. Wir fuhren mit dem Boot auf eine Insel mit Natur-Campingplatz – Plumsklo, Wasser aus der Pumpe und kein Strom. Das Boot war geliehen und lediglich ein kleiner Angelkahn mit Motor. Kein Platz für Unmengen an Zeug. Unser Ziel: Eine Woche Campen ohne zusätzlichen Einkauf und ohne Müll.
Zelt & Boot
Schon
beim Zelt stellte ich ein paar Anforderungen: Bitte eines ohne Nylon.
Ausschließlich Baumwolle. Mit Innenzelt. Am liebsten ein altes DDR
Hauszelt. Das hatte für mich drei Gründe: 1. ein Zelt aus Baumwolle ist
meines Erachtens viel robuster. Es reißt nicht so schnell und hält
wechselndem Wetter stand. 2. Es wird im Zelt nicht so heiß. Denn
Baumwolle ist ein Stoff der besser atmet. 3. Der Rohstoff wird aus einer
Pflanze gewonnen und nicht aus Erdöl. Und sollte es kaputt gehen, kann
es weitaus besser in den Kreislauf zurück gegeben werden.
Als das
Zelt gebraucht gekauft war, kümmerten wir uns um das Boot. Ein kleiner
Angelkahn den wir uns liehen. Teilen ist ganz klar besser für unsere
Ressourcen als wenn jede Familie nur für sich eine Sache anschafft.
Gerade bei Dingen die nur wenige Tage im Jahr gebraucht werden,
funktioniert das prima. Ein kleiner Motor verbraucht zudem wenig Benzin.
Auf dem SUP Board nur mit UV-Shirt unterwegs. So können Gewässer und Kinderhaut von Sonnencreme verschont werden.
Verpflegung
Wir sind Müslifrühstücker und kaufen die Einzelzutaten seit Jahren in Großgebinden ein. Wir besitzen einen Vorrat für ein Jahr den wir in sehr großen Gläsern – vor Motten geschützt – aufbewahren. Jedem Familienmitglied habe ich eine eigene Mischung gemixt und in ein 1l bzw. 2l Glas abgefüllt. Es gab weder einen Kühlschrank geschweige ein Tiefkühlfach. Aber Dosenware kommt für mich nicht in Frage. Auch nicht als Ausnahme. Mittags haben wir deshalb täglich frisch gekocht auf einem kleinen (gebrauchtem) Campinggaskocher. Das Gemüse beziehen wir unverpackt vom Bauern oder aus dem Supermarkt oder aus dem Garten von Oma und Opa. Es hat sich auch bei Wärme gut gehalten. Ein alter Campertrick: Loch graben und einen Eimer mit Deckel hineinstellen. Fertig ist die Minibar. Abends gab es je nach Bedarf Brot mit Aufstrichen aus dem Glas. Das Brot eingewickelt in ein Bienenwachstuch, hält sich mehrere Tage auch ohne Kühlung frisch! Nur mit den geöffneten Aufstrichen hatten wir schon nach 4 Tagen Probleme. Weshalb wir nun auf die Aufstriche von Veganett umgestiegen sind. Diese sind auf Basis von Nussmus und schimmeln auch nach Wochen nicht.
Kaffee
Unseren Kaffee mahlen wir in der Regel frisch, worauf wir aufgrund des Transportgewichts verzichtet haben. Aber Filter musste sein. ;) Der wiederverwendbare Baumwollfilter hat sich gut geschlagen. Ausspülen und wiederverwenden. Zwei Filter gestalten sich gut, denn nach der 3 Benutzung setzen sich die Kaffeeöle im Filter ab, die sich mit ein wenig Waschmittel bzw. Seife besser lösen. Zum Waschen hatten wir allerdings erst Zuhause wieder die Gelegenheit.
Ausstattung
Bis dahin kam all unsere Wäsche in den Wetbag bzw. in die Nasstasche, die ich noch aus Wickelzeiten meiner Tochter besitze. Ideal, denn am Ende des Urlaubs passten die nassen und sandigen Handtücher ebenso hinein wie die Badesachen.
Körperpflege
Für uns sind viele Produkte der Körperpflege wie die vegane, verpackungsfreie und palmölfreie Seife und das Haarshampoo (keine Haarseife) oder der Konjacschwamm zur Gesichtsreinigung wirklich zur Gewohnheit geworden. Seit Jahren benutzen wir nichts anderes mehr. (Obwohl ich zurzeit "NoPoo" ausprobiere – aber das in einem anderen Beitrag.) Wirklich erschrocken waren wir daher über die Pflegeprodukte der Dauercamper – an einem Naturschutzgebiet auf einem Naturcampingplatz – die mit ihrem herkömmlichen Duschbad aus der Drogerie in der Havel baden waren! Nicht nur sind die Inhaltsstoffe für das Gewässer und die Lebewesen darin sehr bedenklich, auch enthalten sie Mikroplastik (Erdöl), das mit jedem geangelten Fisch wieder von ihnen gegessen wird oder auf ewig im Wasser verbleibt und unsere Kinder beim Baden verschlucken.
Nach einer Woche in der Wildnis, möchte ich dennoch ohne dickes Fell auskommen. Deshalb nahm
ich Rasierhobel
und Rasierseife mit. Der Hobel mit geschlossenem Kamm, kann wirklich
sehr einfach und ohne Schnitte für alle Zonen des Köpers benutzt werden.
Wer dicken Schaum braucht, nutzt einen
Rasierpinsel mit dem die
Seife genauso dick auf wie ein Rasierschaum aus der Dose aufgetragen
werden kann. Männer und Frauen können ihn beide gleichermaßen gut
benutzen. Das spart Platz und Geld.
Meine erste Anschaffung zum Wiederverwenden waren die Reinigungspads aus Biobaumwolle. Im ersten Jahr flogen diese häufig versehentlich in den Badmüll statt in die Wäsche. :)